Ich fürchte, ich werde hier in diesem Stück Prosa eine "unpopuläre Meinung" äußern. Sie sind gewarnt, lieber Leser. Meine Meinung wurde jedoch kürzlich durch eine kleine Umfrage gestärkt, die ich auf Twitter zum Thema Bildung in den Niederlanden durchgeführt habe. Mein Vorschlag lautete: "In der Schule ziehe ich Kochunterricht dem Museumsunterricht vor. Stimmt ihr zu oder nicht?
Fast drei Viertel der Befragten gaben an, dass sie mit meiner fiktiven politischen Maßnahme einverstanden sind. Toll! Die anfängliche Unterstützung ist da. Wir würden also Kinder lieber zwischen Töpfen und Pfannen und gesundem Brokkoli sehen als zwischen Van Goghs oder bedeutungslosen 'so genannten erhebenden' Skulpturen. Nun, ich weiß: Kultur ist das Schmiermittel der Gesellschaft. Sie verbindet. Wir fühlen uns eins, wenn wir alle zusammen die Nachtwache sehen oder ein Lied von Claudia de Breij hören. Aber was nützt es, wenn man mit seinem fettleibigen Körper durch das Museum läuft und nach Luft ringt oder nicht einmal einen Refrain mitsingen kann? Die niederländische Gesellschaft amerikanisiert sich rapide und damit auch unsere Fettleibigkeit.
Natürlich verstehe ich, dass "Zeit" ein entscheidender Faktor ist. Denn woher sollen die ohnehin schon überlasteten Lehrer die Zeit nehmen, auch noch zu unterrichten oder Kochkurse zu veranstalten? In der Tat, die gibt es nicht. Deshalb muss das Bildungswesen eine Auswahl treffen: Wir streichen irrelevante Fächer sofort aus dem Lehrplan. Mathe, Sprachen, Geografie, Geschichte und Biologie bleiben. Genauso wie Gymnastik. Aber der Museumsunterricht kann wegfallen. Er ist nicht mehr vorrangig. Schließlich müssen wir das Wohlergehen unserer heutigen und künftigen Gesellschaft wiederherstellen. Da passt kein Van Gogh rein. Oder die Bildhauerei. Oder Claudia de Breij.
Wenn wir also den Anstieg der Gesundheitskosten in Zukunft aufhalten wollen, müssen wir das ernste Problem der Fettleibigkeit an der Wurzel packen. Übrigens buchstäblich. Meiner Meinung nach müssen wir den Kindern strukturell beibringen, was gesunde Ernährung ist. Und weil (leider) viele Eltern beruflich zu sehr eingespannt sind und daher Mikrowellen-Quiches in den Abendstunden als große Bequemlichkeit empfinden oder weil viele Familien manchmal buchstäblich keinen Euro haben, um ihrem Nachwuchs eine gesunde Mahlzeit vorzusetzen, hat die Bildung hier eine saubere Aufgabe. Das fängt schon in den Grundschulen an. Jung gelernt ist alt getan. Einerseits sind wir uns alle einig, dass der Sportunterricht immer ein Muss sein sollte. Bewegung ist gesund! Andererseits scheinen wir vergessen zu haben, dass auch eine vernünftige Ernährung für ein gesundes Leben notwendig ist. Lasst uns den Lehrplan mit obligatorischen Kochstunden bereichern. Ja, es ist in Ordnung, ein wenig Druck auszuüben. Das wird die Kinder widerstandsfähiger machen. Von mir aus können wir einen druckverstärkenden CITO-Ernährungstest dahinterkleben. Aber vor allem wächst das Bewusstsein für eine gesunde(re) Lebensweise. Und das Wissen, wie man das umsetzen kann.
Nun... so gut wie alle Küchenhersteller besitzen schöne Räume, in denen Verbraucher, die viel Geld ausgeben, an unterhaltsamen Kochworkshops teilnehmen können, um sich noch mehr für ihre gewählte Marke zu begeistern. Warum also nicht diese Räume nutzen, um Kindern das Kochen UND eine gesunde Ernährung beizubringen?
Das liegt nicht an den Geräten. In der Tat spricht jeder Hersteller in seinem Marketing und seiner Kommunikation ständig von "Komfort und Benutzerfreundlichkeit" - was übrigens auch stimmt! Aber jeder Hersteller redet auch strukturell von Nachhaltigkeit. Und genau das ist mein Punkt: Nachhaltigkeit bedeutet auch, eine gesunde(re) Gesellschaft auf möglichst vielen Wegen aufzubauen. Indem man zum Beispiel Kindern Kochunterricht gibt.